Wasserüberleitung auf den Grund gegangen

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Roth/Hilpoltstein (dn) „Das ist ganz große Ingenieurskunst“, zeigte sich der Landtagsabgeordnete Volker Bauer bei der Begehung der Schleuse Eckersmühlen beeindruckt. Alle sechs Jahre sind umfangreiche Wartungs-, Inspektions- und Instandsetzungsarbeiten erforderlich. Dazu ist die Schleuse Eckersmühlen aktuell bis 29. April trockengelegt.

„Für die Landwirtschaft und Umwelt im gesamten fränkischen Raum ist der Kanal heute ein Segen.“

Diese Gelegenheit wollte sich der CSU-Politiker Bauer nicht entgehen lassen. Von der Ingenieurin Sandra Wünsche und dem Sachbereichsleiter des Wasser- und Schifffahrtsamt Nürnberg Marko Ruszczynski ließ sich der gelernte Elektromeister die Schleuse, die mit einer Hubhöhe von knapp 25 Metern zu den größten Binnenschleusen Europas gehört, aus nächster Nähe zeigen. „Immerhin zahlt der Freistaat Bayern aufgrund der wichtigen Wasserüberleitungsfunktion des Kanals ein Drittel der Betriebs- und Unterhaltungskosten für Pumpwerke. Da kann man sich als Landespolitiker schon mal technisch erklären lassen, was mit unserem Geld bewegt wird“, so Bauer. Und bewegt wird einiges. 190 Millionen Kubikmeter Wasser und damit 25 Prozent mehr als durchschnittlich seien im Hitzesommer 2015 über den Kanal und die Rednitz in den Main geleitet worden. „Der Main führte im August so wenig Wasser, dass es im Bereich Schweinfurt Tage gab, an denen mehr Donau- und Altmühlwasser als Mainwasser im Main“, kommentierte WSV-Sachbereichsleiter Marko Ruszczynski.

Im Grundlaufsystem unter der Schleusenkammer stehend fasste Bauer zusammen: „Nicht nur aus verkehrstechnischer und mit Blick auf’s Seenland auch touristischer Warte war die Durchsetzung des 171 Kilometer langen Main-Donau-Kanals durch Franz Josef Strauß gegen den ursprünglichen Plan der SPD/FDP-Bundesregierung, den Bau aufgrund klammer Haushaltskassen einzustellen, enorm wichtig. Auch und vor allem für die Landwirtschaft und Umwelt im gesamten fränkischen Raum ist der Kanal heute ein Segen“, so der Umweltpolitiker.

Durch die 1985 erbaute Schleuse Eckersmühlen strömen bei einem Schleusungsvorgang 70 Kubikmeter Wasser pro Sekunde durch die Längskanäle und 120 Kubikmeter Wasser pro Sekunde durch die Sparbeckenkanäle. „Insgesamt werden bei einem Schleusungsvorang 60.000 Kubikmeter Wasser bewegt“, erklärte Wünsche. Dazu brauchen die kommunizierenden Röhren zwischen Sparbecken und Schleuskammer Durchmesser, die von ihrer Dimension an ein eng geschnittenes Parkhaus erinnern. Dort, wo normalerweise Wasser hindurch schießt, sind jetzt Lampen und Markierungen angebracht. Der Beton der Schleuse habe eine theoretische Haltbarkeit von hundert Jahren. Dennoch müsse die Schleuse alle sechs Jahre inspiziert, vermessen und vor allem feinste Risse behoben werden, so Wünsche. Allein für die Schleuse Eckersmühlen koste diese Erhaltungs- und Sicherheitsmaßnahe 700 Tausend Euro.

Aber nicht nur die Schleusen Eckersmühlen, Hausen und Kriegenbrunn sind aktuell trockengelegt und werden einer Bauwerksprüfung unterzogen. Auch einige der insgesamt knapp 100 Brücken in der Verantwortung des WSV sind trockengelegt und werden Instand gesetzt. Eine der größten Maßnahmen ist dabei die Kanaltrogbrücke Schwarzach bei Neuses. „Solche Maßnahmen wollen koordiniert sein“, kommentierte Ruszczynski die Nachfrage Bauers, wie die täglich über vierzig Arbeiter und Ingenieure allein an der Schleuse Eckersmühlen im knappen Zeitraum von nur 23 Tagen koordiniert werden. Bereits zwei Jahre im Voraus werden Baumaßnahmen auf den Tag genau durch das WSV angekündigt und geplant, um die Binnenschifffahrt als kostengünstigen und umweltfreundlichen Verkehrsträger zeitlich so wenig wie möglich einzuschränken.

Auch wenn der Kanal aktuell für die Binnenschifffahrt gesperrt ist, ist er nicht ungenutzt. Neben den Fischern, die das ganze Jahr hindurch am Kanal anzutreffen sind, nutzen etwa Tauch- und Wassersportvereinen, den Sperrzeitraum, um ihr Veranstaltungen ungestört abzuhalten und Feuerwehren veranstalten Rettungsübungen in den Schleusen.