Den Wurzeln des 4. Stamm Bayerns auf der Spur

Reisegruppe in Maria Loretto mit Herrn Hart, der die Wallfahrtskirche vor dem Verfall rettete

ROTH/CHEB – Für Steffen Hörtler war die Erkenntnis der Reise in den Westen der Tschechischen Republik kurz vor dem Welttag der Flüchtlinge und Vertriebenen deutlich zu greifen. „Die Kultur der Sudeten ist nicht erst mit Hitler gekommen, sondern über 800 Jahre gewachsen.“ Der Vorsitzende der Sudetendeutschen Landsmannschaft in Bayern hat zwei Tage lang als Reiseleiter einer Gruppe Sudentendeutscher aus dem Landkreis Roth fungiert.

Der Kammersteiner Landtagsabgeordnete Volker Bauer hatte die teils noch im Egerland geborenen Senioren zur Fahrt in die alte Heimat eingeladen. Steffen Hörtler war sein Ersuchen hin bereit gewesen, die Fahrt als kultureller, historischer und politischer Kommentator zu begleiten. Hauptstationen waren Cheb, also das ehemalige Eger, Marienbad und Pilsen. Die Gruppe besuchte außerdem die Wallfahrtskirche Maria Loretto und das Kloster Tepl in Westböhmen, das seit 2008 ein nationales Kulturdenkmal der Tschechischen Republik ist. Auch die Stadt Mies lag auf der Route der Fahrt. Von dort waren viele Sudeten infolge ihrer Vertreibung nach dem Zweiten Weltkrieg nach Roth gekommen. Die Vertreterin der deutschen Minderheit in Pilsen hatte beispielsweise eine Cousine in der Kreisstadt, mit der sie bis zu ihrem Tod in regem Austausch stand.

Höhepunkt der Reise war ein offizieller Empfang im Rathaus von Cheb. Oberbürgermeister Zdenek Hrkal nahm sich selbst Zeit für die mittelfränkischen Gäste, die sich neben Bauer und Hörtler alle ins Goldene Buch der Stadt eintragen durften. Für den Oberbürgermeister prägt die Vergangenheit seine Stadt bis heute. „Die deutsche Seite gehört zu Cheb“, erklärte er. Zur Delegation aus dem Landkreis Roth gehörten auch Hilpoltsteins stellvertretende Bürgermeisterin Ulla Dietzel und der Wendelsteiner Erste Bürgermeister Werner Langhans. Seine Vorfahren stammen aus der Region um Cheb. Nach der Vertreibung haben sie sich mit vielen anderen Sudeten in Wendelstein angesiedelt. Als Ahnenforscher hat Langhans ein Buch über die Geschichte seiner Familie geschrieben.

Grundlage der Vertreibung der Sudetendeutschen aus ihrem angestammten Siedlungsgebiet waren die „Benes-Dekrete“, die bis heute Gültigkeit besitzen. „Sie waren Unrecht“, so Hörtler und Bauer übereinstimmend. Steffen Hörtler gab deshalb seiner Hoffnung Ausdruck, „dass sich die Tschechische Republik dafür zumindest bei den Betroffenen und ihren Nachfahren entschuldigt“. Ungarn und Rumänien hätten dies bereits getan, so der bayerische Sudeten-Chef.