Joachim Herrmann: „Gerecht, wenn Wasser in der Region bleibt“


SPALT/KALBENSTEINBERG – Der Klimawandel bedroht die landwirtschaftlichen Sonderkulturen am nördlichen Ufer des Brombachsees. 80 Familienbetriebe, die dort seit Generationen mit Kirschen- und Hopfenanbau die Landschaft prägen, leiden schon viele Jahre lang unter Wassermangel und Extremwettereignissen. Dem wollen die Bauern nun mit einem eigenen Bewässerungssystem entgegentreten. „Ohne ein solches wird Hopfen und Obst hier keine Zukunft haben“, war Dr. Frank Braun, Geschäftsführer der Hopfenverwertungsgenossenschaft (HVG), überzeugt. „Bereits innerhalb der nächsten zehn Jahre könnte dann damit Schluss sein.“

Auf Initiative des Kammersteiner Landtagsabgeordneten Volker Bauer haben der geschäftsführende Vorstand der CSU-Landtagsfraktion und Innenminister Joachim Herrmann das Gebiet besucht. Die Landwirte dort wollen eine eigene Wasserversorgung installieren, die ihre Erträge für die Zukunft stabilisiert. „Es geht nicht um eine Steigerung“, betonte man. Dafür brauchen sie die Hilfe des Freistaats. Denn es handelt sich um eine Investition, die ersten Berechnungen zufolge zwischen 15 und 25 Millionen Euro liegen könnte. „Wir stehen dem aufgeschlossen gegenüber, denn Bayern soll Bayern bleiben“, fasste CSU-Fraktionschef Thomas Kreuzer die Eindrücke das Abstechers in das Spalter Hügelland und Absberg zusammen. Er war mit seinen Stellvertretern Karl Freller aus Schwabach und Tobias Reiß in Volker Bauers Stimmkreis und den Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen gekommen.

Dort soll eine Fläche von 270 Hektar per gut 100 Kilometer Leitungssystem umweltschonend, bedarfsgerecht, sicher und nachhaltig mit Wasser versorgt werden, das zwischen Georgensgmünd und Niedermauk aus der Schwäbischen Rezat entnommen wird. Ein gewisse Hürde stellen dabei die Höhenunterschiede und die Kleinteiligkeit der Anbauflächen dar. „Wir brauchen Druck am Fuß des Hügellands und oben nochmals zur Verteilung“, erklärte Dipl.-Ingenieur Christoph Schmoll vom Planungsbüro PFK in Ansbach. „Technisch zwar keine Schwierigkeit, aber das macht es teuer“, so der Versorgungsexperte. Eine Machbarkeitsstudie dafür liegt bereits vor. Die Kosten hat das Bayerische Umweltministerium bezuschusst. Auch hier hatte sich Volker Bauer stark gemacht. „Hier geht es schließlich um die Existenz vieler Familien und ein Millionenprojekt“, begründete Bauer seinen Einsatz.

Zum Termin waren neben Landwirten und Vertretern der Hopfenverwertungsgenossenschaft auch Fachleute aus dem Wasserwirtschaftsamt gekommen. Leiter Ulrich Vitzthum unterstützte den Plan der Hopfen- und Kirschbauern aus den Gemeinden Spalt, Georgensgmünd, Röttenbach, Abenberg und Absberg aus fachlicher Sicht mit Nachdruck. „Das ist aufgrund sinkender Niederschlagsmengen ohne Zweifel erforderlich“, erklärte der Diplom-Ingenieur und verwies auf die Wassermengen aus dem Altmühlüberleiter und dem Donaubereich, die über die Rezat gen Norden geleitet werden. „Sie waren von den ersten Planungen des Seenlands an für solche Bewässerungsprojekte gedacht“, so Vitzthum. Nachdem damit in Unterfranken bereits Wein technisch bewässert werde, „ist es gerecht, wenn mit diesem Projekt Wasser auch hier in der Region bleibt“, ergänzte Innenminister Joachim Herrmann.

Von Seiten der Kirsch- und Hopfenbauern hieß es dazu, ihren Erfahrungen zufolge gehen die Erträge bei Sommern mit großer Hitze und wenig Niederschlägen stark zurück. „Im Schnitt habe ich beim Hopfen auf meinen Flächen eine Ernte von 100 Zentnern“, so Hopfenbauer Theo Ballenberger. „2015 waren es nur 53 Zentner, im Jahrhundertsommer 2003 reduzierte sich die Menge mit 32 Zentnern sogar auf ein Drittel“, rechnete er vor. Frank Braun führte als zusätzliches Argument die Qualität des geernteten Hopfens an. „Die Alpha-Säure als wichtigster Bestandteil im Hopfen liegt dann oft nur bei einem Viertel gegenüber Jahren mit mehr Regen“, sagte Braun. „Das drückt den Preis, mit dem dann nicht einmal die Kosten gedeckt werden können“, so Ballenberger.

Ulrich Fitzthum sah in dem Projekt auch eine wichtigen Schutz für das Grundwasser, das nicht für die Bewässerung aus Brunnen ausreiche. „Ich bin guter Hoffnung dass es hier aufgrund der Initiative der Landwirte eine Wasserversorgung geben wird, die die wunderschön kleinteilig gegliederte Landschaft erhält“, so der Wasserexperte. „Das wird einen Wasserkrieg verhindern, denn der einzelne Landwirt kann nichts dafür“, betonte Fitzthum. Die Bauern setzten hier schließlich mit traditionellen Methoden und hohem Arbeitseinsatz auf die richtigen Kulturen. „Aber der Klimawandel mit extremer Hitze, enormer Verdunstung, geringen Niederschlägen und eng begrenzten Extremlagen bedroht die Erträge nachhaltig“, schilderte Vitzthum die Situation und wurde von aktuellen Nachrichten bestätigt. „Just heute hat Hagelschlag 80 Prozent des Hopfens einiger Bauern hier total zerstört“, meldete HVG-Mitarbeiter Andreas Auernhammer, der im Georgensgmünder Ortsteil Hauslach selbst Hopfen zieht.

 

Mit freundlicher Genehmigung durch Robert Schmitt