Mehr Selbstbewusstsein für die Athleten – Bildungsgespräch

Roth (dn) Schüler am Gymnasium sind 10-Kämpfer, Realschüler Drei- oder Fünfkämpfer und Mittelschüler vielleicht nur in einem Gebiet richtig stark; dort aber stärker gar als die Gymnasiasten. Wenn dieser Sport dann aber Hochsprung ist, wer steht dann am besten da? Mit dieser Parabel erklärte Mittelschulkoordinator Rainer Thiede, beim Bildungsgespräch mit Volker Bauer, MdL warum die Perspektiven für Mittelschüler heute richtig gut sind. Den Sportvergleich bei Seite geschoben, haben rund 75 Prozent der ehemaligen Mittelschüler mit 20 Jahren eine Berufsausbildung abgeschlossen, sind durch ihr Einkommen selbstständig und haben eine Mittlere Reife in der Tasche. „Diesen Menschen stehen in unserem bayerischen Bildungssystem beruflich alle Türen offen, was man nicht von jedem Studiengangsabsolventen behaupten kann“, brach auch der Landtagsabgeordnete Volker Bauer, selbst Elektromeister eine Lanze für Mittelschule und die duale Ausbildung.

Bauer gehe es in diesen Wochen, in denen politisch und medial viel über die Zukunft des Gymnasiums in Bayern diskutiert wird, darum, dass auch die Anliegen der anderen Schularten nicht unter den Tisch fallen. Zuletzt organisierte Bauer daher einen Dialogabend zum Thema frühkindliche Bildung. Nun lud der Abgeordnete Schulamtsdirektorin Frau Ingrid Dröse und Schulamtsdirektor Herrn Karlheinz Pfahler vom Schulamt Roth, Mittelschulkoordinator Rainer Thiede aus Schwabach und der Rektorin der Grundschule Rednitzhembach Petra Pastor zum Hintergrundgespräch darüber, wie Grund- und vor allem Mittelschulen in Bayern weiter gestärkt werden können ins Abgeordnetenbüro nach Roth ein.

Schnell kristallisierte sich heraus, dass es darum gehen muss, die Alleinstellungsmerkmale und Chancen der Schulart „Mittelschule“ bekannter zu machen. Der Staat sei gut beraten, in eine gute Förderung der Mittelschüler zu investieren, so Thiede. Gerade in der Mittelschule mit ihrer vertieften Berufsorientierung würden besonders die im technischen aber auch sozialen Bereich dringend benötigten Fachkräfte herangebildet und ein Abrutschen ins Leistungsempfängertum vermieden. „Die Finanzierung von Alleinstellungs-merkmalen, wie die berufsorientierenden Module muss daher für alle Schulen im Kreis und jedes Jahr staatlich gewährleistet sein“, gibt Pfahler dem Abgeordneten mit auf den Weg.

Thiede regte hier an, es den angehenden Lehrkräften im Studium zu ermöglichen, auch die Profilfächer – z.B. Technik, Soziales – zu studieren, damit diese wissen, welche Herausforderungen die Berufsfelder, in die sie Schüler empfehlen, bereithalten. Außerdem wünscht sich der erfahrene Lehrer, dass es Fachlehrern, etwa für Werken oder Ernährung, ermöglicht wird, durch das Bestehen einer Zusatzprüfung in eine höhere Besoldungsgruppe aufzusteigen, um das Berufsbild Fachlehrer attraktiver zu machen.

Mittlerweile erklären sich immer weniger Lehrkräfte bereit, die Aufgabe eines Rektors an einer kleinen Schule zu übernehmen: Sie bräuchten eindeutig mehr Verwaltungspersonal und einen erkennbaren Besoldungsabstand zu Lehrkräften ohne Leitungsaufgaben, generell seien die Lehrkräfte an Grund- und Mittelschulen jedoch hoch motiviert und auch die aktuell an den Schulen eingesetzten Gymnasial- und Realschullehrer begeistern das Schulamt mehrheitlich. „Wir erleben ein unglaublich hohes Engagement. Die fördern die Schüler richtig gut, obwohl sie die grundschulspezifischen Herangehensweisen im Studium nur bedingt gelernt haben“, lobte Dröse. Auch die in Grundschulen mit kleinen Klassenstärken zunehmend angebotenen Kombiklassen erfreuen sich großer Beliebtheit: „wir haben mehr Anmeldungen als Angebote“, freute sich Dröse. Sorge bereite ihr und Rektorin Pastor jedoch, dass manche Eltern Kompetenz und Engagement der Grundschullehrer nicht anerkennen, wenn die Schulempfehlung nicht mit der frühkindlichen Karriereplanung der Eltern übereinstimmt. „Wir wollen alle das Beste für die Kinder“, so Pastor, „aber manchmal wünschte ich mir, dass die Eltern erkennen, dass es mehr Wege zu beruflichem Erfolg gibt, und man ein Kind nicht auf Biegen und Brechen aufs Gymnasium schicken muss, selbst, wenn beide Elternteile Akademiker sind.“

Volker Bauer, MdL nahm die Anregungen und Wünsche aufmerksam zur Kenntnis und versprach diese in München vorzubringen. Vor allem ein Punkt ließ ihm keine Ruhe. „Es stimmt: der Ruf der Schulart ist entscheidend für die Wahl der Kinder beziehungsweise Eltern. 10-Kämpfer brauchen hier keinen Selbstbewusstseins-Schub. Und auch die Initiative der Staatsregierung zur Bewerbung der Ausbildung „Elternstolz“ setzt hier wohl zu spät an. Von der Mittelschule geht der Weg fast logisch in eine Ausbildung. Wir müssen also den Athleten das notwendige Selbstbewusstsein mit auf den Weg geben. Wir brauchen eine Initiative zur Bewerbung der Mittelschule!“