Von Hexen- und Todesvögeln (3. Eulenwanderung)

Kammerstein (dn) „Wie heißt diese Eule?“, fragte Volker Bauer und deutete auf das Bild einer weiß gefiederten Eule. Viele Kinderfinger schnellten nach oben. Schleiereule! Seit 20 Jahren veranstaltet der Umweltpolitiker Volker Bauer einmal im Jahr Eulenwanderungen. Etwa 30 Personen sammelten sich in diesem Jahr vor Bauers Grillhütte. Er wolle nicht einfach mit Kindern und Eltern durch den nächtlichen Wald stapfen und darauf hoffen Eulen anlocken zu können, erklärte Bauer. Darum hatte er mit Jagdberater Ernst Heinlein und Dr. Karlheinz Neuner, eulenbegeisterter stv. Vorsitzender der BJV Kreisgruppe Roth-Hilpoltstein, zwei versierte Referenten eingeladen. Zusammen mit Bauer verdeutlichte Neuner kindgerecht, welche Eulenarten im Landkreis Roth heimisch sind.

Vom kleinen, in Baumhöhlen in lichtungsreichen Wäldern brütenden Raufußkauz, über den Sperlingskauz, der abwechslungsreiche Nadel- und Mischwälder als Standort bevorzugt und den im Volksmund wegen seines „Kuwitt“-Rufes lange „Todesvogel“ genannten und in Streuobstbeständen brütenden Steinkauz näherten sich Bauer und Neuner den größeren Eulen. Die Waldohreulen mit ihren charakteristisch langen Federohren und ihren orangegelben Augen sind auch dann interessant, wenn man sie nicht sieht. „Bei den Bettelrufen der Ästlingsjungen meint man, da säßen Rehkitze in den Baumkronen“, erklärte Neuner und zeigte den Kindern ein mitgebrachtes, verunglücktes und ausgestopftes Exemplar. Die Schleiereule, erkennbar an ihrem weißen Gesichtsschleier, kennt man dank altem Aberglauben auch als „Hexen- und Teufelseule“. „Aber das sind hochintelligente Vögel, deren Bedürfnisse bei der Nist wir bei der Sanierung von Kirchen und Scheunen nicht vergessen sollten“, so Bauer. Einen „Gruselfaktor“ hat auch der Vogel des Jahres 2017; der Waldkauz: nicht wegen seines charakteristisch runden Kopfes oder der Flügelspannweite von knapp einem Meter, sondern wegen seines Rufes. „Das Huuuhuuhuu, das gelegentlich aus alten Baumbeständen oder Friedhöfen schallt, ist Horrorfilm-reif“, weiß Volker Bauer, der selbst bereits einen Waldkauz aufgezogen und ausgewildert hat. Als Highlight hatte Neuner einen präparierten Uhu dabei. Der „König der Nacht“ erreicht eine Flügelspannweite von bis zu 170 Zentimetern und ist damit die größte Eule. Im felsigen waldreichen Gelände der Alpen und Mittelgebirge fühlt er sich wohl, kommt aber vereinzelt auch im Landkreis Roth vor.

Dass die Eulen nicht allein sind, sondern der Wald voll anderer Tiere ist, die der Mensch nur gelegentlich sieht, auf die er aber Rücksicht nehmen sollte, erklärte Jagdberater Heinlein. Große Eulen wie der Uhu machten durchaus Jagd auf Rehkitze und Hasen. Andere Waldbewohner wie die seit den 1970er Jahren im Landkreis stark vermehrten Wildschweine hätten dagegen keinen natürlichen Feind und müssten durch den Menschen gehegt und bejagt werden, um übermäßige Schäden für die Landwirtschaft zu vermeiden und das Risiko von Verkehrsunfällen auf immer stärker frequentierten Straßen zu verringern.

Nach den Vorträgen ging es in den Wald des nahen Heidenberges. Und wirklich: es gelang Volker Bauer zur Begeisterung der staunend schweigenden Kinder mehrere Eulen anzulocken, deren Rufe über die Köpfe der Gruppe hinweg hallten. Nach diesem seltenen Erlebnis klang der Abend bei Stockbrot am Lagerfeuer aus.