Das sollten uns Leben und Sachwerte wert sein

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Rednitzhembach (dn) Der Landtagsabgeordnete des Kreises Roth Volker Bauer macht es sich nach den Ereignissen in Simbach und im Landkreis Ansbach zur Aufgabe, die Bevölkerung für Hochwasserrisiken vor allem an kleineren Gewässern zu sensibilisieren. Darum lud der Umweltpolitiker betroffene Bürger und die Bürgermeister im Landkreis Roth zu einer Informationsveranstaltung mit Vertretern des Wasserwirtschaftsamtes und der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e.V. (DWA) nach Rednitzhembach.

Zuvor wollte Bauer persönlich die Situation an einer der gefährdetsten Stellen im Landkreis erkunden: den Hembach-Auen vor und im Schwanstetter Ortsteil Schwand. Begleitet wurde er von Gemeinderat Markus Hönig, der Vorsitzenden des Bund Naturschutz in Schwanstetten Elke Küster-Emmer und dem örtlichem Gründungsvorsitzende Roland Laschinger. Küster-Emmer erklärte Bauer, dass durch die Entfernung der Fischkästen und das Ausbaggern des Bachbettes ein schnellerer Durchfluss im Altort gewährleistet werden soll. Bevor das Wasser diesen überhaupt erreicht, könnten Biotope, Kanäle und auch Biberburgen inklusive angrenzenden Auwäldern helfen Hochwasser-puffer zu schaffen. Volker Bauer als Jäger und Biberberichterstatter im Umweltausschuss des Bayerischen Landtags kennt diese Überlegungen, weiß jedoch auch, dass hier oft Nutzungskonflikte mit der Landwirtschaft auftreten. Der Hembachanlieger und langjährige FW-Bürgermeister Fritz Schrödel, der an einer Chronik über den Hembach arbeitet, lobte Bauer dafür, dass er sich selbst ein Bild vom Hembach macht.

„75 Prozent der Kosten von knapp 10.000 Euro pro Audit trägt der Freistaat.“

Am Abend bedauerte Bauer, dass sein Terminkalender und die der Referenten die Veranstaltung nur am Sitzungstag des Rednitzhembacher Gemeinderates zuließen, freute sich jedoch über dreißig interessierte Besucher aus mehreren Landkreisgemeinden an der direkt am Wasser gelegenen Kahnfahrt.

In den letzten dreißig Jahren kam es in Deutschland zu knapp 300 heftigen, lokal begrenzten Starkregenereignisse, erklärte der stv. Leiter des WWA Nürnberg Klaus Winkelmair. Ihre Schäden erreichen pro Jahr in Summe die Höhe von Hochwasserereignissen an großen Gewässern wie Donau und Elbe. Da lokale Starkregenereignisse jedoch schwer vorhersagbar sind, gehe es darum, Schäden durch Vorsorge zu minimieren. Dazu gehörten Objekt-schutzmaßnahmen, wie sie im Praxisleitfaden zur Überflutungsvorsorge der DWA „Starkregen und urbane Sturzfluten“ zu finden sind, etwa Rückstau-verschlüsse, Hauseingangserhöhung, Lichtschachterhöhungen oder Schotten-systeme, ebenso wie der natürliche Hochwasserschutz durch Biotope und Flussschleifen. Da die Wirkung des natürlichen Hochwaserschutzes jedoch begrenzt ist, fördert der Freistaat Bayern auch den Bau von Rückhaltebecken mit bis zu 50 Prozent. „Rückhaltebecken sind sinnvoll. Sie entschärfen einen natürlichen Interessenskonflikt: die Wassermungenauer etwa wollen das Wasser natürlich möglichst schnell die Rezat runter haben. Und die Spalter und G‘münder würden sich, weil sich bei Ihnen das Wasser staut, bedanken“,  erklärte Bauer.

Nicht nur beim Einfluss in größere Gewässer könne sich Wasser stauen. Entscheidend für das Ausmaß eines Hochwasserereignissen an kleineren Gewässern seien oft verstärkende Faktoren, etwa die Landnutzung, führte Winkelmair aus. Abgelagertes Holz oder Strohballen könnten beispielswiese in Verrohrungen geschwemmt und sie verstopfen. Dies war in Simbach der Fall. Gleiches gilt für Abschwemmungen. „Wenn es drei, vier Tage geregnet hat, der Boden gesättigt ist und es dann noch vierzig oder mehr Liter/m² bei einem Starkregenereignis drauf regnet, ist es – mit Ausnahme von Wald – egal, was auf der Fläche angebaut wird,“ so der Wasserwirtschafter. „Wenn man sich nach einem solchen Ereignis die Maisflächen an den Jurahängen bei Thalmässing ansieht, bekommt man einen Eindruck wie viel Regen auswaschen kann.

Winkelmair warnte eingehend davor, diese Risiken bei der Ausschreibung von Baugebieten, aber auch dem Bau selbst zu verharmlosen, „nur weil sich keiner an ein entsprechendes Ereignis erinnert. Ein Jahrhunderthochwasser kann lange nicht auftreten, aber auch mehrmals in wenigen Jahren.“ Der Feuerwehrler und Bauernverbandsvertreter Richard Götz ergänzte, dass diese Risiken auch abseits von Gewässern auftreten können und verwies auf die Hochwasserereignisse in Obernzenn.

DWA-Referent Christian Siemon warb deshalb dafür, dass sich Kommunen mit dem Stand ihrer Hochwasservorsorge auseinandersetzen und diese auditieren lassen. „Ziel der Hochwasseraudits“, so der Diplomingenieur, „ist es, auf lokaler Ebene im Dialog mit den Handlungsakteuren in Politik und Verwaltung das Risikobewusstsein zu schärfen, Stärken und Schwächen der Kommunen herauszuarbeiten, in einer Hochwasserschutzampel abzubilden und durch die Vernetzung mit anderen auditierten Gemeinden an einer Behebung der Schwächen zu arbeiten.“ Auf Nachfrage des ehem. Parl. Staatssekretärs und Rednitzanwohners Hansgeorg Hauser betonte Siemon, dass die Audits auch für mehrere, an einem Flusslauf liegende Gemeinden zusammen durchgeführt werden können.

Abschließend kündigte Volker Bauer, MdL an, dass er im Kammersteiner Gemeinderat einen Antrag auf Auditierung stellen werde und erklärte: „75 Prozent der Kosten von knapp 10.000 Euro pro Audit trägt der Freistaat. Die verbleibenden rund 2.500 Euro sollten jeder Gemeinde die Prüfung und Verbesserung ihres Hochwasserschutzkonzepts zum Schutz von Leben und Sachwerten wert sein.“

Interessierte Bürger können sich auf der Internetseite des Landesamts für Umwelt über Hochwasserrisikogebiete in ihrer Gemeinde informierten:

https://www.lfu.bayern.de/wasser/hw_ue_gebiete/informationsdienst/index.htm