Umdenken beim Radwegebau: lokale Versickerung verbessern

Thalmässing (dn) 2021 war von Hochwasser geprägt. Im kollektiven Gedächtnis blieb die Verwüstung im Ahrtal. Aber auch in Thalmässinger Ortsteilen kam es zu Sturzflut-Ereignissen. Volker Bauer bewegt das Thema seit Jahren. Der Abgeordnete des Kreises Roth im Bayerischen Landtag organisierte Infoveranstaltungen zu baulichem Hochwasserschutz und staatlich geförderten Hochwasseraudits. 2016 wurde in München außerdem ein Antrag beschlossen, mit dem Bauer mehr Forschung zu Wasserrückhalt in Wäldern forderte. „Schütz den Wald vor Trockenschäden und die Menschen vor Sturzfluten“, erklärte der CSU-Politiker auch Ende Januar im Thalmässinger Gemeindeforst unterhalb von Reinwarzhofen.

Bauers Anregung werde seit einigen Wochen mit einem Versuch der TU München im Steigerwald umgesetzt, berichtete der Leiter des Wasserwirtschaftsamts Nürnberg Ulrich Fitzthum. Jedoch, waren sich Fitzthum und der Abteilungsleiter des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Peter Tretter einig, bestehe mit Blick auf in Wald und Flur befindliche Infrastruktur noch erhebliches Potential Versickerung vor Ort zu optimieren, um Grundwasserneubildung zu fördern und so durch den Klimawandel vermehrt lokal auftretende Sturzfluten entlang kleinerer Gewässer zu verringern. Dies gelte auch und vor allem für den bis 2024 mit 95 Millionen Euro geförderten Radwegebau im Freistaat, unterstrich der amtierende Thalmässinger Bürgermeister Michael Kreichauf (CSU).

Da die „Alte Straße“ zwischen Thalmässing und Reinwarzhofen, künftig als Radweg ausgebaut, den Lückenschluss zwischen Thalachtal und Jurahochfläche leisten soll, luden Kreichauf und Bauer verschiedene Behördenvertreter zu einem Austausch darüber ein, „wie zukunftsfähiger, nachhaltiger Wegebau aussehen könnte, der Versickerung ebenso mitdenkt wie die, für viele Lebewesen wichtigen, Auswirkungen auf’s Mikroklima“, so Umweltpolitiker Bauer. Schnell kam man überein, dass sich die rund zwei Kilometer lange und ein durchschnittliches Gefälle von knapp 6,5 Prozent aufweisende Strecke gut für ein Forschungsprojekt zur Reduzierung des Wasserabflusses auf Infrastruktur durch verbesserte Vorortversickerung und Rückhaltung im angrenzenden Gemeindewald eignen könnte. Hiervon zeigte sich auch der für den Gemeindewald zuständige Revierförster Josef Adam überzeugt, der in Zeiten des Klimawandels auch auf die Rekultivierung von Laubbäumen statt Nadelbäumen setzt, die mit den zunehmenden Trockenperioden besser umgehen können.

Während Tiefbau-Experte Kreichauf im Namen des Marktes den Kontakt zu heimischen Hochschulen suchen will, kündigte Bauer an, sich Bauvorschriften und Förderkriterien anzusehen. „Wir haben es 2018 geschafft, eine Mehrheit für einen Antrag zu organisieren, der den vermehrten Einbau von Recyclingmaterialien in staatlichen Tiefbaumaßnahmen forderte. Das war ein erster wichtiger Schritt zur Schonung von Ressourcen“, ordnete der Kammersteiner ein und fügte hinzu: „Jetzt gilt es, noch einen Schritt weiter zu gehen. Die Baustoffentwicklung hat in den letzten Jahren tolle Produkte entwickelt, beispielsweise Dränbeton, durch den Wasser direkt vor Ort versickern kann. Da erscheint es angebracht, die Gestaltungsvorgaben, die aktuell Asphaltdecken mit „sollte“-Formulierungen nahelegenden, zu überarbeiten. Ich könnte mir auch vorstellen, die Förderkriterien ab 2024 so zu gestalten, dass nur noch Radwege gefördert werden, die, trotz gebundener Deckschicht, eine Versickerung vor Ort gewährleisten – und bis dahin motivierte Studierende das beste Design entwickeln und erproben zu lassen.“