Wanderschäferei: Dürre genauso bedrohlich wie der Wolf?

Die Mastines bellen dumpf hinauf zur Gruppe am Elektrozaun. Zaun und Hunde sollen vor Großen Beutegreifern schützen und werden in einzelnen Regionen Bayerns staatlich gefördert. Gegen eine Bedrohung der Wanderschäferei können sie jedoch nichts ausrichten: Dürre. Die zeigt sich auf den Hangflächen neben Tandl. Schäfer Robert Eberler lässt dort rund 700 Schafe weiden. Zwei Tage. Dann ist der ohnehin rare, braune Bewuchs vertilgt und die Herde muss weiterziehen – und es wird immer schwerer Flächen zu finden.

„Die Trockenheit macht uns enorm zu schaffen“, schildert auch René Gomringer, ehemaliger Geschäftsführer des Landesverbandes Bayerischer Schafhalter. Insbesondere im Altmühltal schätzt man die Schäferei. Sie erhält die aus Landschafts- und Artenschutzgründen wertvollen Magerrasen. Außerdem entstehen von Fleisch über Käse bis Schuhe hochwertige regionale Produkte. Aber trotz staatlicher Förderung der Wolfsprävention, trotz durch die CSU auf den Weg gebrachter Muttertierprämie: die Schäferei macht nicht reich. „Und wenn Landwirte keine Flächen zur Beweidung anbieten, weil man auf den dritten Schnitt spekuliert, wenn durch generell geringen Aufwuchs und gestiegener Futterpreise exorbitante Summen aufgerufen werden, dann wird’s kritisch“, schildert CSU-Stadträtin Margarete Heinloth, die sich entlang der Schwarzach um den Dialog in der Landwirtschaft bemüht.

Eine Aufstallung im September statt Ende Dezember sei daher auch keine Lösung. Weder für die zu pflegende Landschaft, noch die Schäfer, die dann Futter teuer zukaufen müssten; falls verfügbar. Die Staatsregierung hat angesichts der insbesondere in Nordbayern ausgeprägten Dürre daher im Sommer kurzfristig Ökologische Vorrangflächen (ÖVF) zur Beweidung freigegeben. Im Kreis Roth beträgt die durchschnittliche Betriebsgröße rund 29 Hektar. Für Betriebe über 15 Hektar sind fünf Prozent ÖVF vorgeschrieben. Macht also durchschnittlich rund 14.500 Quadratmeter. Selbst wenn die Fläche zusammenhinge, würde das für die Herde von Schäfer Eberler keine zwei Tage reichen.

Es bestünde jedoch, berichten Gomringer, Eberler und BBV-Kreisobmann Manfred Dorner, bei zahlreichen Landwirten durchaus die Bereitschaft, Schafe früher auf VNP-sowie auf KULAP-Blühflächen zu lassen, die ab September ohnehin beweidet oder gemulcht werden, sofern Zwischenfruchtanbau erfolgt.

„Wir reden hier von circa drei Wochen, wenn Dürresommer vorliegen. Und davon, dass damit eine KULAP-geförderte Artenschutzmaßnahme in ihrem Bestand gestärkt wird, ohne eine andere – Blühflächen – deutlich in ihrer Wirkung zu schwächen. Hier sind die Landwirtschaftsministerien auf Landes- und Bundesebene zusammen mit den Europaparlamentariern gefordert, rechtssichere Lösungen zu entwickeln“, so CSU-Landtagsabgeordneter Volker Bauer.

Eine entsprechende Forderung durch Bauer und CSU-Bundestagsabgeordneten Ralph Edelhäußer erging Anfang August ans Bayerischen Landwirtschaftsministerium und CSU-Europaabgeordnete Marlene Mortler. „Wenn dies gelingt und man sich außerdem im Ministerium in München bei KULAP B-30 nochmal genau den Unterschied zwischen Pferch- und Koppelhaltung ansieht, damit letztere entlang der ohnehin ausgeweiteten Uferstreifen möglich wird, wäre schon viel erreicht“, zeigt sich der Kammersteiner, dessen Vater selbst lange Schafe züchtete, am Rande der Klausurtagung der CSU-Landtagsfraktion optimistisch.

„Bayern ohne Bauern geht nicht. Zur Landwirtschaft gehören natürlich auch die Wanderschäfer. Die Dürre ist für sie genauso bedrohlich wie der Wolf. Wir setzen uns als CSU auf EU- und Bundesebene dafür ein, dass die rechtlichen Rahmenbedingungen dafür geschaffen werden, Entnahmen beim Wolf zu ermöglichen. Dabei geht es nicht um Ausrottung, sondern darum, die berechtigten Interessen von Landwirten mit der Zahl der Beutegreifer in Einklang zu bringen. Gerade weil hier viele Widerstände zu überwinden sind, ist es wichtig, dass Tiere und Betriebe nicht zusätzlich zur Gefahr durch Beutegreifer einer Gefährdung durch steife Artenschutz-Bürokratie ausgesetzt sind.“