100 Jahre BayVerf: Kammersteiner gestaltete zwei Verfassungen mit

Kammerstein (dn) Hundert Jahre Verfassung feiert der Freistaat Bayern in diesem Jahr. 141 Jahre wäre Landesökonomierat Heinrich Haiger im Mai geworden. Der Landwirtschaftspolitiker, den man um Schwabach nur „Herrn Rat“ nannte, hat eine besondere Beziehung zur Verfassungsstaatlichkeit Bayerns, berichtet sein Urenkel, der CSU-Landtagsabgeordnete Volker Bauer.

In Vorbereitung eines Familientreffens hatte sich Bauer in die Vita des langjährigen Landtagsabgeordneten (1919-32 für die BMP und DNVP) vertieft. Dass Haiger, der mit nur 31 Jahren 1907 zum Bürgermeister gewählt wurde und das Amt bis 1932 sowie von 1945 bis 1952 bekleidete, die „politische Tradition der Familie“ begründete ist bekannt. Haigers Schwiegersohn Leonhard Schnell übernahm das Amt 1952. Dessen Sohn Walter ist seit 1996 Bürgermeister der Heidenberg-Gemeinde. Seit 2013 sitzt mit Volker Bauer wieder ein „Haiger“ im Landtag. Weniger bekannt ist, dass Haiger eine Ehre zu Teil wurde, auf die Nachkomme Bauer mit Stolz verweist: der Kammersteiner Bauernsohn, der sich durch Fleiß, Bodenständigkeit und wirtschaftlichen Sachverstand nach oben gearbeitet hatte, „nebenbei“ eine heute weit verzweigte Großfamilie begründete, gestaltete beide modernen Verfassungen Bayerns mit.

„Wenn man in die Geschichte schaut und liest, wie sehr ein 8-Parteien-Parlament blockiert war, wie dann durch die Sozialisten die Räterepublik ausgerufen wurde und es im Landtag sogar zu Schießereien kam, dann kann ich mir allerdings gut vorstellen, hätte sich Urgroßvater Haiger die Umstände der Verfassungsgebung am 14.8.1919 in Bamberg etwas anders gewünscht. Wegweisend war sie allerdings, diese erste demokratische Verfassung als Begründung des Freistaats Bayern, samt Grundrechten, Staatsbürgerschaft, starker Stellung des Landtags und Bestimmungen zur kommunalen Selbstorganisation“, überlegt Bauer. Schmunzelnd nahm der CSU-Politiker manche politische Stellungnahme der Zwischenkriegsjahre zur Kenntnis. „Schon in den zwanziger Jahren prägten zahlreiche Auseinandersetzungen mit der Reichsregierung in Berlin, etwa zu Zuständigkeiten und Steuereinnahmen, die bayerische Politik“, erklärt Bauer und ergänzt: „Außerdem hat Urgroßvater bereits damals vorbildlich-weitsichtig für die Stärkung regionaler Wirtschaftskreisläufe plädiert und sich gegen Modernisierungsskepsis sowie für eine gute Ausbildung der Jugend ausgesprochen, um im schon damals harten Wettbewerb die Landwirtschaft in der Region zu erhalten.“ Deutlich habe Haiger auch Anfang der 1930er Jahre im Landtag gegen den aufziehenden Nationalsozialismus gesprochen. Ohne Erfolg. 1932 errang die DNVP nur mehr drei Landtagsmandate und Haiger verlor nach 24 Jahren auch sein Amt als Bürgermeister.

Wie eine Episode aus dem „Königlich Bayerischen Amtsgericht“ klingen dagegen die Erinnerungen des 1941 geborenen Heinrich Volkert zur zweiten Bürgermeisteramtszeit seines Großvaters von 1945 bis 1952. Auf dem Haiger-Hof verrichteten Gemeindeamt und –rat ihre Arbeit, wurde im Wohnzimmer getraut und Streit geschlichtet. Neben dieser „kleinen Politik“ durfte Haiger als Abgesandter der CSU aber nochmals „große Politik“ machen, die bis heute nachhält. Als Mitglied der Verfassungsgebenden Landesversammlung beriet und verabschiedete der Kammersteiner am 30. Juni 1946 die noch heute gültige Verfassung des Freistaats Bayern mit ihrem betont föderalistischen und historisch untermauerten Staatlichkeitsanspruch, und ihrem vom christlichen Staats- und Menschenbild sowie von Gemeinwohl geprägten Maximen.

Um dem Wirken seines Urgroßvaters bei der Verfassungsgebung 1919 nachzuspüren und an die Rolle Frankens bei diesem für die Staatlichkeit Bayerns wichtigen Ereignis zu erinnern, organisiert der Landtagsabgeordnete Volker Bauer am Dienstag, den 21. August ab 8:45 Uhr einen Tagesausflug nach Bamberg (Anreise mit dem VGN ab Bhf. Schwabach). Anmeldungen unter buero@bauer-landtag.de oder 09171/97970. Kosten pro Person bei Nutzung des VGN-2-Pers.Tickets: ca. 9 Euro.