Vom Todesmarsch zur Partnerregion und politischer Zusammenarbeit

Vor 80 Jahren endete in Trümmerdeutschland das Unrechtsregime der Nationalsozialisten. Für viele Millionen Deutsche bedeutete das Frühjahr 1945 Freiheit. Für 12 bis 14 Millionen Deutsche, den Schlesiern, Donauschwaben und Sudetendeutschen, allerdings begann im Frühjahr 1945 ein Martyrium. Bis 1950 wurden ihnen Bürgerrechte und Besitz entzogen, wurden sie aus ihrer Heimat vertrieben oder unter tausende den Augen der sowjetischen Besatzer getötet. CSU-Landtagsabgeordneter hat es sich seit vielen Jahren zur Aufgabe gemacht, mahnend an alles Leid der Kriegszeit zu erinnern. Seit Jahren organisiert er Zeitzeugengespräche (nächstmalig am 12. Mai um 19:30 Uhr im Gasthof Kahr in Thalmässing-Eckmannshofen) und Erinnerungsfahrten mit der Sudetendeutschen Landsmannschaft. Eine solche führte ihn jetzt nach Südmähren.
Südmähren und Mittelfranken sind seit 2023 Partnerregionen
Da die Region um die zweitgrößte tschechische Stadt Brünn/Brno seit 2023 eine Partnerschaft mit dem Regierungsbezirk Mittelfranken pflegt, verstärkten neben der langjährigen Bundestagsabgeordneten Marlene Mortler und stv. Landrätin Edeltraut Stadtler auch Bezirksrätin Cornelia Griesbeck und tageweise Bezirkstagspräsident Peter Daniel Forster die 52-köpfige Delegation.
Touristisch-historische Besuche und Werben für mehr Städtepartnerschaften
An vier Tagen stand, organisiert von MdL Bauer, Hannelore Heller und dem Landeshauptmann der Sudetendeutschen Steffen Hörtler, eine vielseitige Mischung aus politischen Gesprächen, Gedenken und kulinarisch-touristischen Highlights auf der Reiseagenda. Wobei zu Letzteren der Spaziergang über die Karlsbrücke in Prag, der Besuch der von Mies van der Rohe erbauten Villa Tugendhat in Brünn, der Schlösser Feldsberg und Eisgrub sowie des Schlachtfelds der Dreikaiserschlacht bei Austerlitz (Napoleon sicherte hier am 2. Dezember 1805 die französische Vorherrschaft in Europa) gehörten.
Hochwertig waren auch die politischen Gespräche. In diesen äußerten Bezirkshauptmann Roman Celý und der 2. Bürgermeister der Stadt Brünn Filip Chvatal den Wunsch nach weiteren Städtepartnerschaften zwischen fränkischen und südmährischen Städten. „Die JU hat hier von 2018 bis 2021 eine recht aktive Freundschaft gepflegt. Es wäre schön, diese Bande auf kommunaler Ebene aus Mittelfranken heraus enger zu knüpfen“, stimmte MdL Volker Bauer zu.
Gedenken an den Brünner Todesmarsch
Gemeinsam legten die Mandatsträger aus Franken und Südmähren mit den Mitgliedern der Sudetendeutschen Landmannschaft im Ort Pohrlitz knapp 25 Kilometer südlich von Brünn am Gräberfeld der Toten des Brünner Todesmarsches einen Kranz ab. Über 27.000 Sudetendeutsche wurde am 31. Mai 1945 mangelernährt, entkräftet und oft krank unter Bewachung rund 55 Kilometer zur österreichischen Grenze getrieben. Mehr als 5.200 überlebten Anstrengung und Misshandlung auf dem Marsch nicht. 890 Opfer liegen in Pohrlitz begraben. Die Verbrechen an der deutschen Bevölkerung waren zu Zeiten der Sowjetherrschaft kein Thema. Seit 2015 jedoch findet, organisiert von jungen Menschen erneut ein Marsch statt. In die andere Richtung. Junge Tschechen, Österreicher und Deutsche laufen jährlich 30 Kilometer von Pohrlitz nach Brünn. „Eine tolle Sache. Ich bin selbst schon mitmarschiert und kann junge Menschen, insbesondere mit sudetendeutschen Wurzeln, nur ermuntern teilzunehmen. Auch 2025 fahren wieder drei Busse, organisiert von der Sudetendeutschen Landsmannschaft und begleitet durch die stv. bayerische Ministerpräsidentin nach Brünn“, wirbt Hörtler.
Gespräch mit Umweltminister Hladik zur grenzüberschreitenden Zusammenarbeit bei Umwelt- und Hochwasserschutz
Eine kleine Gruppe Mandatsträger traf sich in Prag außerdem mit Petr Hladik, dem tschechischen Umweltminister. Im Ministerium zur Sprache kamen aktuelle gemeinsame Herausforderungen, wie der Konflikt zwischen Windkraftnutzung auf dem Hügelkamm des grünen Bandes (der ehem. Grenze) und die illegale Müllentsorgung eines kriminellen Oberpfälzer Unternehmens östlich der Grenze. MdL Bauer betonte, dass die Abgeordneten des Bayerischen Landtags parteiübergreifend lückenlose Aufklärung und zeitnahe, harte Sanktionierung angemahnt haben, damit dieses Negativbeispiel keine Schule macht. „Das Grenzgebiet ist ein Ort des Austausches und keine rechtsfreie Zone; weder westlich noch östlich der Grenze“, so Bauer. Der CSU-Abgeordnete und der Umweltminister tauschten außerdem nicht nur bayerisches Bier als Gastgeschenk aus. Einig waren sie sich auch darüber, dass man im Hochwasserschutz eine gemeinsame, grenzüberschreitende Aufgabe besitze. „Wir haben sowohl kleinere Gewässer wie die Eger, die von Bayern nach Tschechien fließen, als auch die Elbe als der große Abfluss von Elbe und Moldau nach Sachsen, die zeigen wie uns unsere Flüsse vernetzen. Insbesondere die Elbe hat immer wieder bewiesen, wie viel Zerstörung Wasser mit sich bringen kann, wenn es nicht gelingt Starkregen dezentral noch besser versickern zu lassen, sprich Wasser frühzeitig zurückzuhalten. Es freut mich daher, dass Herr Minister Hladik hier großes Interesse hat, den Ansatz unseres bayerischen Programms „boden:ständig“ aufzunehmen. Ich habe hierzu bereits 2014 Anregungen in den Landtag eingebracht“, fasst Bauer zusammen.