Ein lebendiges Denkmal für Heimatvertriebene

SCHWABACH (mk) – Verbunden mit einem Appell gegen das Vergessen und für mehr Menschlichkeit wurde im Schwabacher Ortsteil Vogelherd ein Denkmal für das Schicksal der Heimatvertriebenen eingeweiht. Die Initiative dafür kam von den beiden Landtagsabgeordneten Volker Bauer und Karl Freller. Ein Granitstein mit einer Gedenktafel, eingerahmt von zwei besonderen Apfelbäumen, soll nun „an das Unrecht erinnern, dass den Heimatvertriebenen angetan wurde. Aber auch daran, dass sie woanders erfolgreich Wurzeln geschlagen haben“, wie Bauer erklärt.

Mit den beiden fränkischen Apfelbäumen – die mit Zweigen aus dem Sudetenland und Donauschwaben veredelt wurden – habe man sich bewusst für ein ‚lebendiges Denkmal‘ entschieden, das jeden Tag wachse, so Bauer. Zusätzlich hatte sich Bauer selbst als „Steinmetz“ betätigt und eine Vogeltränke in den Granitstein gemeißelt. Der Ort des Erinnerns an die etwa 55.000 Heimatvertriebenen, die 1945 und 1946 aus Tschechien, Ungarn und Ostpreußen ins Aufnahmelager im Vogelherd kamen und anschließend in der Region verteilt wurden, wird damit gleichzeitig zum Ort für neue Energie. „Das Denkmal soll aber auch den Blick nach vorne, in die Zukunft weisen.“

MdL Freller erinnerte in seinen Worten an die großartige Leistung beider Seiten – Vertriebene und Aufnehmende – damals in schwierigen Zeiten: „Die Vertriebenen, später die Aussiedler haben mit ihrem Engagement in hohem Maße ihren Beitrag zu einem erfolgreichen und demokratischen Bayern und Deutschland geleistet. Ohne sie stünde Bayern heute nicht so gut da!“ Das Denkmal solle uns auch in der Gegenwart und in Zukunft mahnen, dass Extremismus jeglicher Art Gift für die Gesellschaft darstelle, so Freller.

Auch Bernd Posselt, der Bundesvorsitzende der Sudetendeutschen Landsmannschaft, war extra zur Einweihung des Denkmals gekommen. Er appellierte, Ausgrenzung hart zu begegnen und warb für mehr Menschlichkeit, mehr Völkerverständigung und ein engeres Europa. „Vertreibung und Terror kann jedes Volk treffen. Und immer ist Nationalismus der Auslöser. Das müssen wir gemeinsam bekämpfen!“, so Posselt. Europa brauche einen permanenten Prozess der Verständigung und des Austausches. Die Landsmannschaften spielten hierbei eine wichtige Rolle. Das Denkmal sah Posselt als positiven Beitrag für eine bessere Zukunft.

Einen großen Dank sprachen die Vertreter der Sudetendeutschen Landsmannschaften für diese Initiative aus. „Wir sind überglücklich über dieses Denkmal mit der tollen Kombination aus Bäumen und Gedenkstein“, so Dieter Heller, Vorsitzender der Sudetendeutschen im Kreis Roth-Schwabach. Und Steffen Hörtler, der Landesobmann der Sudetendeutschen Landsmannschaft in Bayern, ergänzte, „es tut in der Seele gut zu sehen, dass das Thema von der Politik aufgegriffen wird!“

Auch Oberbürgermeister Matthias Thürauf zeigte sich von der Gestaltung der neuen Erinnerungsstätte im Vogelherd sehr angetan: „Mit dem Denkmal wurde ein wirklich schöner Ort des Gedenkens geschaffen.“ Die Stadt Schwabach hatte das Projekt aktiv unterstützt und für logistische Hilfe gesorgt.

Neben zahlreichen Gästen der Landsmannschaften und des Vertriebenenbundes waren auch viele Kommunalpolitiker aus Schwabach und den umliegenden Gemeinden sowie die Bezirksräte Richard Bartsch und Peter Daniel Forster gekommen. Darüber hinaus war auch eine Jugenddelegation aus Brünn sowie Vertreter der Gemeinde Vertesboglar der Einladung zur Einweihung gefolgt.

Wer die Heimat und Geschichte der Sudetendeutschen selbst erkunden will, für den bietet Volker Bauer, MdL in Zusammenarbeit mit der Sudetendeutschen Landsmannschaft am 18. und 19. Juni eine Busfahrt u.a. nach Eger und Pilsen an. Inklusive Übernachtung, Eintritten und Essen (exkl. ein Selbstzahleressen) kostet die Fahrt 149 Euro pro Person im Doppelzimmer. Anmeldung und weitere Informationen unter 09171/97970 oder kontakt@csu-roth.de