Es geht um Identität. Um Gemeinschaft. Um Heimat! Zuschauer auf Sportplätze lassen!

Kammerstein (dn) „Meine Fußballkarriere ist überschaubar. Weil sich mein Vater für den Amateursport aufgerieben hat, habe ich meine Kindheit aber neben den heimischen Sportplätzen verbracht. Ganz klar: potentielle Corona-Hotspots sehen anders aus“, kommentiert CSU-Landtagsabgeordneter Volker Bauer spürbar angesäuert sein am Freitag an die Staatskanzlei übermitteltes Schreiben. Bauer fordert darin eine effektive Öffnung des Amateursports für Zuschauer via Umsetzungshinweis zum Paragraf 12 der 13. Bayerischen Infektionsschutzmaßnahmenverordnung (13. BayIfSMV).

Über Monate hinweg hatte er zusammen mit Kollegen aus der CSU-Landtagsfraktion eine baldmöglichste Öffnung des Amateursports in Bayern gefordert – inklusive Zuschauern. „Da geht’s nicht nur um die Finanzierung ehrenamtlicher Arbeit. Der Freistaat hat ja die Vereinspauschale verdoppelt und fördert jetzt Ferienangebote. Es geht auch um die Möglichkeit des Auslebens dörflichen Zusammenhalts. Das war in den letzten Monaten stark eingeschränkt. Es geht um den Kick am Sonntagnachmittag als soziales Lagerfeuer. Kaum jemand geht zu einem A-Klassenspiel, weil er dort technisch höchstwertigen Sport erwartet. Es geht um die Unterstützung der lokalen Eigengruppe; der sportlichen Leistung aber vor allem des ehrenamtlichen Engagements. Es geht um Identität. Um Gemeinschaft. Um Heimat! Kurz: Werte, an denen sich Politik in Bayern stets orientiert hat“, so Bauer in einem deutlichen Schreiben an Staatskanzleichef Florian Herrmann (CSU).

Warum Bauer so pathetisch wird? Als Anfang Juni der Wunsch der CSU-Abgeordneten umgesetzt und die Öffnung der Amateursportstätten inklusive maximal 500 Zuschauern in der vom Kabinett beschlossenen 13. BayIfSMV verkündet wurde, glaubten nicht nur BLSV und BFV, dass es sich dabei um eine erweiterte Neuauflage der Regelung aus dem vergangenen Herbst handelt. „Damit hätten geschätzt 98 Prozent der Amateursportvereine in Bayern, die natürlich auch sehen, was für die EM GmbH der UEFA möglich ist, gut leben können“, schätzt Bauer.

Aber, so der Abgeordnete in seinem Schreiben, „wir müssen es uns gemeinsam eingestehen. Es ist vor der Verkündung der 13. BayIfSMV durch das Bayerische Gesundheitsministerium niemandem aufgefallen, dass durch die Verwaltung Paragraf 12 wenig zielführend gestaltet wurde. Da ist im Innenbereich lediglich von „Plätzen“ die Rede, zwischen denen Abstand gewahrt werden muss – und im Außenbereich werden „Sitzplätze“ vorgeschrieben. Werden diese als Tribünen verstanden, gibt es sie auf sehr vielen Sportanlagen der Amateursportvereine aber nicht!“

Selbst wenn Bauer einen Dringlichkeitsantrag einbrächte, würde – bei zu erwartender Annahme – die Umsetzung einige Tage in Anspruch nehmen. Darum appellierte der Kammersteiner an Staatskanzleiminister Dr. Florian Herrmann, zum Auslaufen der 13. BayIfSMV am 4. Juli eine Streichung des „Sitz“ in der Regelung der Zuschauerzahlen im Amateursportbereich auf den Weg zu bringen.

Im Blick auf die nächsten zwei Wochen  übersandte Bauer außerdem einen pragmatischen Vorschlag: das Bayerische Gesundheitsministerium solle einen Umsetzungshinweis zur bestehenden Regelung veröffentlichen. Konkret fordert der CSU-Politiker, dass alle „mit ausreichend Abstand um die Sportplätze, z.B. mit einem Kalkpunkt, markierten Zuschauerplätze als Sitzplätze zu betrachten sind, da auf ihnen Platz genommen werden kann. Denn in den EM-Stadien kleben die Menschen – logischerweise – auch nicht auf ihren Sitzplätzen.“

Bauer hofft, mit seinem Vorschlag zur zeitnahem Umsetzung eines in seiner Partei und parteiübergreifend geteilten Ziels beitragen zu können: einer „Lösung im Sinne unserer in den letzten Monaten schon genug Verzicht geübten und Verständnis gezeigten Amateursportvereine“.