Konzept einmalig in der Region

Kammerstein (dn) Kinder tollen durch den breiten Spielflur. Das erste Mal, als Bürgermeister Wolfram Göll (CSU), kurz nach Amtsübernahme, im Sommer 2020 die Macherinnen der Bauerhof-Kindertagesstätte in Poppenreuth besuchte, war bei dem 1,8-Millionen-Euro-Projekt gerade der Rohbau fertig, das Richtfest wurde gefeiert. Jetzt, im Dezember, sind eine Kindergarten- und eine Hortgruppe im Holzbau auf dem Grundstück der Familie Hechtel untergebracht. Das Projekt der mutigen Privatinvestorinnen Karina Hechtel und ihrer Jugendfreundinnen Ruth Simone Stumpp und Ingrid Dullnig belebt den alten Bauernhof.

Stumpp und Dullnig, für Buchhaltung und die angeschlossene landwirtschaftliche Genossenschaft verantwortlich, erkennen noch Potential. „Wenn wir den Bedarf durch die Gemeinde anerkannt bekommen, würden wir gerne jeweils zwei Gruppen einrichten. Anmeldeanfragen liegen mehr als genug vor. Wir würden den Waldkindergarten-Gedanken dann noch stärker leben“, so Stumpp. Die Augen von CSU-Landtagsabgeordneten Volker Bauer leuchten. Dass in Poppenreuth eine naturnahe Kindertagesstätte und alternativer Landwirtschaft dort ihren Platz gefunden haben, „wo früher Austragshäusl gebaut wurden und heute normalerweise die Kinder der Altbauern mit Wohnbau nachverdichten“, freut den Umweltpolitiker.

„Wir als Gemeinde sind stolz auf diesen Bauernhof-Kindergarten, den ersten seiner Art in der ganzen Region“, lobt Bürgermeister Wolfram Göll. „Ein tolles Vorzeige- und Modellprojekt, das mittlerweile sogar Besuchergruppen anlockt. Zahlreiche potenzielle Initiatoren nehmen sich diese Einrichtung zum Vorbild.“ Auch aufgrund des pädagogischen Konzepts des „besten Kindergarten Deutschlands“, so Praktikant Nissar. Die Kinder werden nicht nur mit selbst angebautem Gemüse versorgt und in die Zubereitung einbezogen. Bewusst sei die komplett barrierefreie Einrichtung auch zurückhaltend ausgestattet, um den Kindern so viel Freiraum wie möglich zu geben. „Und die nutzen ihn auch unglaublich kreativ und phantasievoll“, so Dullnig. Die Politiker kicken sich den einzigen Ball im Raum zu und nicken.

 „Wir würden diesen Ansatz gerne mit einer Tageseinrichtung für Senioren speziell aus der Landwirtschaft fortsetzen“, skizziert Stumpp, als die Gruppe vor den „Fenstersitzkästen“ Platz genommen hat. „Auch pflegebedürftige Senioren haben noch Fähigkeiten. Und sei es, dass die Kinder mit ihnen langsam Marmelade einkochen.“