„SamSon“ und die Zukunft des Lokaljournalismus

Erste Ausgabe der „Rathaushof-Runde

Roth (dn) Er wolle über den Tellerrand der Politik hinausblicken und sich auch mit gesellschaftlichen Themen und ihren Protagonisten befassen. Deshalb rief der Landtagsabgeordnete Volker Bauer nach dem Vorbild der Dachboden-Gespräche seines Kollegen Karl Freller, MdL die „Rathaushof-Runden“ ins Leben. Ende November lud Bauer für die erste Rathaushof-Runde den Medienjuristen und Verlagsgeschäfts führer Dr. Dirk Voß aus Augsburg, die Crossmedia-Beauftragte der Nürnberger Nachrichten Katrin Wiersch und den Leiter der Lokalredaktion des Schwabacher Tagblatts Jürgen Karg zur öffentlichen Diskussion über die „Zukunft des Lokaljournalismus“ in sein Büro.Moderator Daniel Nagl sprach aktuelle Entwicklungstendenzen im Journalismus an und freute sich darüber, dass diese aus den verschiedenen Blickwinkeln eines klassischen Print-Redakteurs, einer Online-Redakteurin und eines Verlegers diskutiert wurden.

„Katastrophen kann jeder, den Geflügelverein aus dem Ort nicht“.

Dr. Dirk Hermann Voß

 Nach zwei, für die zwanzig Gäste interessanten, Stunden „Talkshow im Büro“ (Bauer) stand fest, was Voß früh postulierte: „Lokaljournalismus wird es immer geben.“ Dieser Meinung waren auch die anderen Diskussionsteilnehmer. Schnelligkeit und Nähe zur Lebensrealität der Leser kennzeichneten guten Lokaljournalismus, so Karg. Voß fügte hinzu, dass gerade dies Lokaljournalismus so spannend mache. „Katastrophen kann jeder, den Geflügelverein aus dem Ort nicht. Denn da hat man bei falsch zitierten Zahlen gleich den Vorsitzenden auf der Matte stehen.“

Von der Kultur der Rückmeldungen berichtete auch die Onlineredakteurin Wiersch. „Wir prüfen alles, was an Meldungen reinkommt und beobachten, was in den Sozialen Medien im Verbreitungsraum so passiert.“ Häufiger konnten so Meinungsmache und Falschmeldungen offengelegt werden. Zuletzt im Fall von farbigen Asylbewerbern, die angeblich in Schwabach Kinder bedroht hatten. „Dabei gibt es in Schwabach gar keine farbigen Asylbewerber. Das war einfach Meinungsmache im Netz“, so Karg.Hier wachsam zu sein und zu prüfen, was man berichte sei die Lebensversicherung einer Zeitung, die Wert auf Qualitätsjournalismus lege, so Karg weiter, genau wie Objektivität. Deshalb sei das Schwabacher Tagblatt „eine Zeitung für alle“ (Karg). Dass sie damit gut fahre, unterstrich Voß. Als Zeitungsredaktion beziehungsweise Verlag müsse man neutral sein, schon allein, um die eigene Seriosität zu wahren und Werbekunden zu halten.

Auf die abschließende Frage, wie sich die Diskussionsteilnehmer die Zukunft des Journalismus vorstellen, präsentierte Wiersch als Highlight des Abends erstmal öffentlich die neue App der Nürnberger Nachrichten. Noch im Dezember erscheint unter dem Namen „SamSon“ jedes Wochenende ein digital erhältliches Wochenendmagazin für Tablet-PC’s. Darin wird das lokale Geschehen aus neuen Blickwinkeln betrachtet. „Wir erzählen Geschichten anders; für’s Sofa sozusagen. Und zwar für gerade einmal 1,70 Euro pro Ausgabe“, warb Wiersch für ihr Produkt, in dem sie ein Puzzlestück zum künftigen Erfolg des Lokaljournalismus und eine Maßnahme zur Markenstärkung und besseren Leserbildung sieht.

Hier geht’s zum Video zur Veranstaltung:

Rathaushof-Runde #1: Zukunft des Lokaljournalismus