Stellungnahme zu Wald & Rehwild

In Funktion als Regierungsbezirkspräsident des Bayerischen Jagdverbandes in Mittelfranken habe ich mich Anfang Oktober 2020 zu den PR-Aktivitäten mehrerer Verbände im Sinne eines Waldes (mehr oder weniger) ohne Wild geäußert – und diese Phantasien im Namen gelebtem Naturschutzes deutlich zurück gewiesen. Anbei der an die NN ergangene Text.

Zum Artikel „Der Wald steht unter Stress“
von Julian Hörndlein, 29.9.2020, NN

Tschernobyl,  Massentierhaltung,  Klimawandel. Geschickt aufgereiht und unterschwellig Verbindungen suggerierend, ziehen sich negativ aufgeladene Begriffe durch den Text. Der vermeintliche Zusammenhang zwischen Rehwild, Wald, Luft und Wasser – er  ist bestenfalls simplifiziert, eher konstruiert!

Wohl dem, der einen PR-Fachmann beauftragen kann, vermeintlich Kausalzusammenhänge unter dem Deckmantel des Journalismus herbeizuschreiben. Lobbying im Vorfeld einer Gesetzesnovelle? Iwo. Nur begründete Sorge um Klima, das allgemeine Wohlergehen und natürlich Tierwohl. Was Dr. Kornder und Herr Straußberger vergessen: zum Gelingen sowohl des Waldumbaus, wie auch beim Kampf gegen den Klimawandel, braucht es die Anstrengung aller Beteiligten. Mit FFF-Logik „Schild hoch. Du bist schuld. Du musst! Schuldigkeit getan.“ kommen wir nicht weiter.

Die Jäger tragen ihren Teil bei – seit Jahren! Wer aber der Bevölkerung eintrichtern will, das Rehwild, dessen Abschüsse seit Jahren flächendeckend enorm gestiegen sind, wäre der singuläre Grund für einen erschwerten Waldumbau, verkauft sie für blöd. Von der Schädlingsanfälligkeit vermeintlicher Zukunftsbäume, über falsch gewählte Standorte oder schlicht ein Nicht-Anwachsen ohne Bewässerung gibt es viele Gründe. Auch,  dass selbst verbissene Bäume noch zu einem biodiversen Wald wachsen können, wird verschwiegen. Denn: er ist dann wirtschaftlich nicht mehr ideal.

Ich habe großes Verständnis angesichts aktueller Holzpreise für Sorgen bis Wut der Waldbesitzer. Ich habe selbst Wald – und mich für politische Unterstützung eingebracht. Aber sich selbst aus der Verantwortung zu nehmen und tausende Jäger in Bayern zu ehren-amtlichen Erfüllungsgehilfen zu degradieren (die nebenher noch ein bisschen „just for fun“ ASP bekämpfen und Große Beutegreifer und Biber „beaufsichten“) ist ebenso ein Holzweg, wie zu glauben, dass die Gemetzel, die teilweise unter „tierwohlgerechter Reduzierung“ veranstaltet werden, etwas mit Weidgerechtigkeit zu tun hätten.

Es mag das Interesse der Forstwirtschaft in Bayern sein, einen wirtschaftlich möglichst ertragreichen Wald zu haben. Es ist aber die Aufgabe aller weidmännisch ausgebildeten Jäger via Hege für gesundes Wild in unseren Wäldern zu sorgen. Das meint die Reduktion im Bedarfsfall ebenso wie das Eintreten gegen Phantasien, man müsse den Wald leer schießen. Gegen ein solches Verständnis von Naturschutz spricht sich der Bayerische Jagdverband als anerkannter und in der Mitgliederzahl bedeutend größerer Naturschutzverband mit aller Vehemenz aus!

Volker Bauer, MdL, BJV-Regierungsbezirkspräsident Mittelfranken